Uns allen ist das Wochenende um den Nationalfeiertag wahrscheinlich noch in guter Erinnerung. Beginnend mit extremen Niederschlagsmengen fand das Unwetterereignis seinen Höhepunkt am Montag den 29.10.2018 am Abend mit ungeheuren Windböen mit Spitzen von bis zu 170km/h (neu installierte Messstation Mosesgipfel Innervillgraten).
Den Schaden konnten wir am darauffolgenden Morgen sehen – wurde er in einigen Tälern anfangs noch unterschätzt, konnte man das Ausmaß im gesamten Bezirk im Laufe des Tages kaum glauben. Bis zu den Informationsveranstaltungen für die Waldbesitzer in den einzelnen Gemeinden - organisiert durch die BFI Osttirol mit Vertretern der BFI, WLV, Amt für Agrartechnik und auch der Sägeindustrie - wurden die Forstwege teils freigeschnitten und das lokale Schadensausmaß nach Hubschrauberflügen, Begehungen und Gegenhangbeobachtungen im Tiris maps edit kartiert und anhand der Flächen geschätzt. Im gesamten Bezirk Lienz sind schätzungsweise 500.000 fm Windwurfholz angefallen (mehr als der doppelte Jahreshiebsatz), ebenso liegen je ca. 450.000 m³ im Lesachtal und im Mölltal und ca. 1,5 Millionen m³ in Südtirol. Es sind sehr viele großflächige Schäden in Objektschutzwäldern und Bannwäldern oberhalb des Dauersiedlungsraumes und der Landesstraße zu verzeichnen.
Die Aufarbeitung auf den ca. 3500 Schadholzflächen der ca. 1120 betroffenen Betriebe ist in vollem Gange und muss in den teils schwierigen, steilen und gefährlichen Lagen von Profis unternommen werden. Hier gelten forstfachliche Grundsätze, die einzuhalten sind, um auch Folgeerscheinungen (Käferkalamitäten, Objektschutzwirkung…) so gut als möglich in Schach zu halten. Die Aufarbeitung erfolgt, wenn es die Witterung erlaubt, in folgenden Prioritäten: KLEINFLÄCHEN vor GROSSEN FLÄCHEN, Objektschutzwald vor Schutzwald vor Wirtschaftswald. Im Winter wurden, unabhängig von der Prioritätenreihung, Flächen bearbeitet, auf denen ein sicheres Arbeiten möglich war.
Um etwas Entspannung in die Situation der betroffenen Waldbesitzer zu bringen, wurde von der Sägeindustrie, trotz der schwierigen Marktsituation mit abspringenden bzw. abwartenden Kunden, ein Fixpreis ab jetzt für das gesamte Jahr 2019, sowie die Holzabnahme zugesagt. Um dies bewerkstelligen zu können bedarf es einer genauen Koordination der Abfuhr. Bevor Schadholz aufgearbeitet wird, muss es verkauft sein, damit die Abfuhr geklärt und organisiert ist. Große Flächen sollten gemeinschaftlich aufgearbeitet und verkauft werden – andernfalls kann es nur zu Problemen mit der Abfuhr, welche den begrenzenden Faktor in der gesamten Aufarbeitungsphase darstellt, kommen. Das Holz muss teilweise auf geeigneten Flächen vorgestockt werden, um die Abfuhr aus dem Wald nicht abbrechen zu lassen – hier vertrauen wir auf das Verständnis und Entgegenkommen von betroffenen Grundstückseigentümern, wenn sich Waldbesitzer, Sägeindustrie oder die BFI mit der Bitte um temporäre Holzlagerung an sie wenden.
Zusätzlich zum stabilisierten Holzpreis wurden finanzielle Unterstützungen von der BFI ausgearbeitet. Hier besteht die Möglichkeit der Unterstützung durch einen Elementarschadensantrag oder durch die Verjüngungseinleitungsförderung. Somit ist es wichtig, dass sämtliche aufgearbeiteten Schadholzmengen (z.B.: Brennholz Eigenbedarf, Bauholz) beim Gemeindewaldaufseher gemeldet werden, um im Einzelfall eine Förderung zu lukrieren.
Ein zusätzliches Problem wird das durch die Ganzbaumnutzung anfallende Astmaterial darstellen. Wird es nicht rechtzeitig gehäckselt, ist es nicht mehr verwertbar. Die liegenbleibenden durchnässten, nicht austrocknenden und schweren Asthaufen gleiten von Anfang an langsam ab und beschädigen dabei Wege und die darunterliegenden Wälder. Speziell bei großen Schadflächen muss das anfallende Astmaterial wieder in den Wald zurückgeliefert werden. Dies bewahrt einerseits unsere Infrastruktur, entlastet andererseits die LKWs und die vor allem in der Grünmasse enthaltenen und für die seichtgründigen Standorte wichtigen Nährstoffe verbleiben im Wald.
Die weiteren Folgen des Ereignisses wie Steinschläge und großflächige Hangbewegungen durch gestörte Abflussverhältnisse bzw. fehlende Pumpwirkung des Waldes sind noch nicht abzuschätzen. Eine rasche Wiederbewaldung (mit standortsgerechten Jungpflanzen) der betroffenen Schadflächen im Ausmaß von ca. 2100 ha ist daher ein wichtiges Ziel. Weitere arbeitsintensive Jahre, bestehend aus Jungwuchspflege (= Aussicheln, Verpflocken bei Schneeschub) und Verbissschutzmaßnahmen stehen danach noch bevor, um die Verjüngungen rasch zu sichern und die Schutzwirkung unserer Wälder wieder herzustellen.