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Projekt Fichtennadelblasenrost

in Allgemein

Ein kurzer Überblick und erste Ergebnisse

Hintergrund:

Der Fichtennadelblasenrost (lateinisch Chrysomyxa rhododendri, aus der Gruppe der Rostpilze) überwintert auf Alpenrosen und infiziert im Frühsommer die austreibenden Fichtennadeln. Infektionen führen zu einer Abnahme im Längen- und Jahrring-Wachstum sowie zu erhöhtem Absterben von Jungpflanzen. Aufgrund von hohen Infektionsraten und zunehmenden Problemen bei Naturverjüngung und Aufforstung in den letzten Jahren wurde dieses Projekt gestartet, um den Pilz besser zu untersuchen und eine Gegenstrategie zu entwickeln.

Das Projekt wird mit den Partnern Landesforstgärten Tirol, Waldpflegeverein Tirol und Universität Innsbruck (Institut für Botanik) im Rahmen eines alpS-COMET-Projektes durchgeführt.

Ziel ist die Vermehrung von natürlich vorkommenden resistenten Fichten durch Bewurzelung von Stecklingen. Diese vegetative Methode ermöglicht genetisch identische Nachkommen (Klone) und schnelleren Züchtungserfolg als über Samen-Vermehrung.

 

Abgeschlossene Arbeitsschritte:

  • 2012: Identifizierung von ca. 50 resistenten Fichten in ganz Tirol durch Mithilfe der Waldaufseher Tirols. Resistente Bäume weisen kaum Nadelverluste in den letzten Jahren bzw. keine charakteristische Gelbfärbung im Sommer auf, wachsen aber innerhalb eines stark betroffenen Fichtenbestandes.
  • April 2013: Ernte von Zweigen aus dem oberen Kronenbereich der ausgewählten Bäume (und eines offensichtlich nicht resistenten Baumes pro Gemeinde als Kontrolle). Ein großer Dank gilt den beteiligten Waldaufsehern aus ganz Tirol und BFI-Vertretern, welche mit großem Einsatz diese nicht einfache Aufgabe bewältigt haben (z.T. waren Tourenskier und lange Aufstiege nötig)!
  • Transport zum Forstgarten des Forstbetriebes Mayr-Melnhof-Saurau in Frohnleiten (Steiermark). Dort wurden von den geernteten Zweigen insgesamt ca. 5900 Endtriebe abgeschnitten, mit Fungizid gegen Schimmelpilzbildung behandelt und in einem Glashaus bei kontrollierter Temperatur und Feuchtigkeit in einem Kiesbett über ca. 14 Wochen bewurzelt.
  • Alle Stecklinge zeigten guten Austrieb. Wurzelbildung erfolgte jedoch nur bei 19% der resistenten Fichten und 6% der Kontrollbäume. Grund dafür dürfte das fortgeschrittene Alter der beernteten Bäume sein, welches die Bewurzelung erschwert (die meisten Fichten waren > 50 Jahre alt). Die bewurzelten Stecklinge wurden in Paperpots getopft und im Forstgarten Bad Häring in Tirol weiter aufgezogen.

 

Laufende Arbeiten:

  • April 2014: Transport von 180 Stecklingen (5 pro erfolgreich bewurzeltem Klon) zum Versuchsfeld in Praxmar, Sellraintal. Dort werden die Jungpflanzen einer hohen Konzentration an Pilzsporen ausgesetzt, um die Resistenz zu überprüfen (infizierte Alpenrosen werden gezielt zwischen die Stecklinge gestellt). Zurzeit bereitet der nur zaghafte Austrieb der Stecklinge etwas Sorgen. Grund dafür könnte eine reduzierte Vitalität und Nährstoffverfügbarkeit nach dem Bewurzelungsprozess sein. Es muss abgewartet werden, wie sich die Stecklinge in den nächsten Monaten weiter entwickeln.

 

Zusätzliche Untersuchungen zu Infektionsdynamik und Resistenzmechanismen:

Um den Pilzsporenflug genauer zu analysieren, wurde 2013 in Praxmar im Sellraintal eine Sporenfalle installiert. Diese fängt die Sporen ein, welche dann unter dem Mikroskop ausgezählt werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass Basidiosporen (infizieren die Fichte) von Mai bis Anfang Juli, und Aeciosporen (infizieren wiederum die Alpenrose) von August bis Oktober in der Luft vorhanden waren. Die Infektion der Fichtennadeln, analysiert mittels zeitlich versetzter Fungizidausbringung an einzelnen Zweigen, erfolgte jedoch nur in den drei Wochen vom 19. Juni bis 9. Juli. Der Zusammenhang zwischen Sporenflug und Wetterbedingungen wird zurzeit genauer ausgewertet. Temperatur, Luftfeuchte und Wind scheinen einen starken Einfluss auf die Reifung und den Transport der Sporen zu haben.

Da wir vermuten, dass resistente Bäume fungizide (pilzhemmende) Substanzen in den Nadeln bilden und deshalb keine Infektionssymptome zeigen, erfolgt zurzeit eine chemische Analyse der Nadelinhaltsstoffe von resistenten und Kontroll-Bäumen. Zudem laufen genetische Untersuchungen. Wir hoffen damit den Resistenzmechanismus, der bisher unbekannt ist, aufklären zu können.

 

 

Für die Projektgruppe:

Andrea Ganthaler MSc. (Institut für Botanik, Universität Innsbruck, Andrea.Ganthaler))This is for spamprotection, please remove!((@))This is for spamprotection, please remove!((uibk.ac.at)

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