Die Vereinigung der Waldaufseher und Forstwarte Tirols lud am 17. und 18. März 2014 zur alljährlichen Generalversammlung und zu ihrem Weiterbildungsseminar ein.
Im vollgefüllten Veranstaltungssaal konnten 180 Waldaufseher aus den Tiroler Gemeinden und folgende Ehrengäste bei der 48. Generalversammlung begrüßt werden: Landesforstdirektor DI Josef Fuchs, LAK Kammerpräsident Andreas Gleirscher, LAK Rechtsreferent Dr. Günter Mösl, Daniel Pfurtscheller, Forstservice Tirol, Forstgartenleiter Ing. Christian Annewanter und Josef Sohm, der Obmann der Vorarlberger Waldaufseher.
Bei der Generalversammlung wurde zum einen über alle vereinswichtigen Dinge des abgelaufenen Jahres berichtet und statutenmäßige Neuwahlen abgehalten und zum anderen interessante Vorträge für die praktische Arbeit in den Revier angeboten. Die neu ausgearbeiteten Produkte aus der Waldstrategie 2020 „Holzvermarktungsleitfaden für die Waldaufseher“ und „Verjüngungsdynamik“ wurden intensiv geschult.
Vorstandsarbeit
Landesobmann Wolfgang Huber legte einen ausführlichen Bericht über die Tätigkeiten der Vereinigung der Waldaufseher im abgelaufenen Jahr dar.
Er begann seinen Bericht mit einem Blick auf die Entwicklung vom Rieger zum Berufsstand der Waldaufseher: Um die niedergeschriebenen Waldordnungen zu überwachen, wurde von den Nachbarschaften zumeist zwei Rieger gewählt. Die ehrenamtlichen Rieger erhielten keinen Lohn und wechselten jährlich. Die Rieger wurden, als die Forsthoheit auf die Landesfürsten übergegangen war, beibehalten und in den verschiedenen Waldordnungen erwähnt. Im 16. Jahrhundert erscheint in den Waldordnungen auch die Bezeichnung „Waldhüter“. Der Waldaufseher hatte die seiner Obhut anvertrauten Wälder nach besten Kräften zu überwachen und auf diese Weise zu sorgen, dass sie in gutem Zustand erhalten werden.
Mit dieser Einführung in die Geschichte dieses Berufsstandes begrüßte er alle recht herzlich am Grillhof in Vill, der Heimat für die Weiterbildung vom Rieger zum Waldaufseher.
Weitere Berichte wurden von den Vorstandsmitgliedern der Waldaufsehervereinigung vorgetragen. Waldaufseher Michael Prader (Bezirk Innsbruck-Land) berichtete noch einmal über den Abschluss des neuen Lohnschemas in Verbindung mit der Kollektivvertragsverhandlung für das laufende Jahr mit einer Nulllohnrunde.
Waldaufseher Florian Perle (Bezirk Reutte) informierte über die vom Waldverband Tirol durchgeführte Nadelwertholzsubmission und ihre Ergebnisse. Es konnten stolze Preise vor allem für die Lärche und die Fichte erzielt werden. Außerdem stellte er das Bekleidungskonzept für eine Sommer-Dienstbekleidung vor. Waldaufseher Paul Landmann (Bezirk Kitzbühel) präsentierte die Firmen, die zeitgleich zur Generalversammlung im „Forum Wald“ ausstellten. Bei der kleinen Fachmesse Forum Wald können interessierte Firmen ihre Produkte präsentieren und den Gedankenaustausch im forstfachlichen Umfeld pflegen.
Der Bericht der beiden Waldaufseher, Kassier Erich Krail und Rechnungsprüfer Hubert Mairhofer, vervollständigte mit einem genehmigten Jahresabschluss die Berichte der 48. Generalversammlung.
Fachvorträge
Von den beiden Mitarbeitern der Landesforstdirektion, Abteilung Forstschutz, DI Harald Oblasser, DI Andreas Tschöll, wurde zum Thema Gift im Wald die neuesten gesetzlichen Vorschriften für den Einsatz von Gift zur Bekämpfung von Schädlingsmassenvermehrung vorgestellt und für die Praxis Kurse angeboten.
Waldaufseher Richard Dagn aus Schwendt referierte über den jagenden Waldaufseher. „Wir sind nur Gast auf Erden“ – damit wollte er die Forstleute, Waldaufseher und Jäger zum Nachdenken anregen. Seine Leidenschaft für die Natur und die Kommunikation mit den Menschen ermöglichen es ihm, seine beiden Berufe als Waldaufseher und Jäger zu verbinden und mit Engagement und Weitblick ein förderliches Miteinander im Interesse aller Waldnutzer umzusetzen.
Im Sinne der Weiterbildung fanden auch am zweiten Tag sehr interessante Fachvorträge statt: „Neuer Standard beim Holzmessen“ war Thema von DI Hannes Ziegler. Den Leitfaden zur Holzvermarktung und die Auswirkungen auf die Arbeit der Waldaufseher in ganz Tirol stellten Forstdirektor DI Josef Fuchs, DI Florian Riccabona und WA Wolfgang Huber vor.
Über die Waldstrategie, die Verjüngungsdynamik und die Agrargemeinschaften berichtete abschließend sehr ausführlich der Forstdirektor.
Den Sehenden die Augen öffnen
Motivation ist ein Schlüsselfaktor für den Aufschwung und die Umsetzung der Waldstrategie 2020 und stand im Mittelpunkt des Vortrages von Andy Holzer, dem Profibergsteiger ohne Augenlicht. Mit dem Hintergrund der Waldstrategie 2020 und dem damit verbundenen Leistungsumbruch sowie den neuen Leistungsanforderungen im Arbeitsspektrum des Tiroler Forstdienstes sollen die Waldaufseher als Dienstleister der Waldbesitzer in ganz Tirol besonders motiviert werden, sich ihrer Stärken besser bewusst zu sein und sie für den Tiroler Wald einzusetzen.
Mit dem motivierten Forstpersonal lassen sich die geplanten Leistungssteigerungen für die Nutzfunktion, die Schutzfunktion, die Wohlfahrtsfunktion und die Erholungsfunktion des Waldes so effizient wie möglich im Sinne der Waldstrategie erreichen. Diese Informationssteigerung kommt in erster Linie den einzelnen Waldbesitzern durch Effizienz, Planung und Weitblick für ihren Betrieb zugute.
Um echte Perspektiven zu entwickeln, bedarf es eines gewissen Werkzeuges, eines „Mittlers“, der den Menschen authentisch beweisen kann, welche ungeahnten Fähigkeiten in jedem von uns brachliegen. Andy Holzer inspirierte mit seinem Vortrag und konnte im wahrsten Sinne des Wortes: Den Sehenden die Augen öffnen.
Gemeinsamer Ausklang
Das abendliche Rahmenprogramm zur diesjährigen Fortbildungsveranstaltung am Grillhof war ein Waldhoangart der besonderen Art. Die Naviser Hausmusik und eine zünftige Jause ermöglichten Fachgespräche in lockerer Atmosphäre: Waldaufseher, Vertreter der Sägeindustrie, Leiter der Bezirksforstinspektionen, Abteilungsleiter der Landesforstdirektion und andere namhafte Personen aus Tiroler Forstkreisen sowie unser Landesjägermeister trafen sich zum forstlichen Stelldichein.