Endlich zeigt sich der Sommer. Auch in den höchsten Waldbereichen kommt die Natur in Schwung. Die Almrosen öffnen ihre Knospen und versorgen mit ihrem kostbaren Nektar Bienen und andere Insekten. Die Zirben beginnen ebenfalls zu blühen und man kann, im Bereich der Waldgrenze, die rot-gelblichen Pollenstände und die violetten Blütenstände sehen.
Grundsätzlich ist die Zirbe eine Kiefernart wie zum Beispiel die Weißkiefer, die Schwarzkiefer, die Pinie (auch italienische Steinkiefer genannt). Die Zirbe ist im Silikat die Hauptbaumart in den höchsten Lagen unserer Tiroler Wälder.
Die Zirbe oder Arve - wie sie in Deutschland und der Schweiz auch genannt wird - ist hervorragend an unser raues Gebirgsklima angepasst. Sie verträgt zum Beispiel Temperaturen von -40 bis + 40 Grad. Sie wächst vorwiegend in Bereichen, in denen andere Bäume kaum überleben können. Dadurch bildet dieser „Pionierbaum" die Waldgrenze. In Bereichen bis zu 2600 Meter muss sie Jahr für Jahr den lebensfeindlichen Wettereinflüssen, Blitzschlägen und dem schweren Nassschnee trotzen – und schaut deshalb manchmal zerzaust und mitgenommen aus.
In dieser hochalpinen Lage profitiert die Zirbe von ihrer ausgeprägten Pfahlwurzel und dem weit verzweigten Wurzelsystem. Diese dicken Seitenwurzeln können mehrere Meter lang werden und verankern sich sogar in Felsspalten, was sie besonders sturmfest macht. Die Baumart spielt eine wichtige Rolle im Schutzwald, weil ihr Wurzelsystem den Standort vor Erosion schützt, außerdem unterbricht ihr dichtes Geäst die Spannungen, die sich in einem Schneefeld aufbauen, wodurch Lawinenabgänge verhindert werden.
Das Kernholz der Zirbe ist rötlich, später rotbraun, das Splintholz gelblich gefärbt. Das Zirbenholz ist wohlriechend. Die ätherischen Öle sind gesund und beruhigen, so dass viele sich aus dem Holz ein Zirbenbett oder einen Zirbenschrank für das Schlafzimmer anfertigen lassen.
Ganz im Gegensatz zu allen anderen heimischen Kiefernarten hat die Zirbe fünf Nadeln pro Büschel. Außerdem ist sie zweihäusig gleichgeschlechtlich – das heißt, dass sie sich selbst bestäuben kann. Die Befruchtung erfolgt durch den Wind, dadurch entstehen aus den männlichen Pollen und den weiblichen Blüten die typischen, harzigen Zirbenzapfen - zuerst grün, dann eher grau-violett -, die man für den Zirbenschnaps verwendet.
Grundsätzlich sind die Zirbenzapfen das Grundnahrungsmittel für den Tannenhäher. Über den Sommer ernährt er sich vorwiegend von Insekten, Eidechsen, Vogeleiern und Beeren. Sobald die so genannten „Nüsse“ der Zirbe reif sind, holt er sich die Zapfen und pickt die Samen mit seinem kräftigen Schnabel einzeln heraus. Ein mittelgroßer Zapfen trägt cirka vierzig Samen, und diese kann der Tannenhäher unter einmal in seinem Schlund speichern, um sie anschließend als Wintervorrat im Waldboden zu verstecken. Dazu hackt er ein Loch in den Boden und erweitert dieses durch das sogenannte „Zirkeln“. Anschließend entleert er seinen Kropf und deckt das Loch wieder zu.
Es ist erstaunlich, wie er es im Winter schafft, trotz einer meterhohen Schneedecke punktgenau zu seinem Samenvorrat zu gelangen.
Zum Glück findet der Vogel nur ungefähr achtzig Prozent der Samendepots wieder - und gewährleistet dadurch den Fortbestand der Zirbe.
ÄLTESTER BAUM TIROLS STEHT IM AMPASSER KESSEL
Wer in 2000 Meter Seehöhe auf dem Zirbenweg vom Glungezer zum Patscherkofel wandert, kann einen Blick auf den ältesten, lebenden Zirbenbaum in Tirol werfen - unterhalb des Wanderweges steht in einem nicht über Wege zugänglichen Waldstück eine knapp 750 Jahre alte Zirbe, die bereits 1926 als Naturdenkmal ausgezeichnet wurde. Die beeindruckende Zirbe könnte wohl viel erzählen: Bereits im Jahre 1273 zur Gründung der Habsburger Dynastie wuchs der Baum als kleiner Sprössling in der Naturwaldzelle „Ampasser Kessel“, westlich der Hennenwände.