Über 250 Waldaufseher betreuen den Tiroler Wald in privatem, öffentlichem und genossenschaftlichem Bereich und stehen den Besitzern und der Öffentlichkeit in allen Fragen, die mit dem Lebensraum Wald in Zusammenhang stehen, beratend und helfend zur Seite. Einer von ihnen ist der Osttiroler Franz Mietschnig, der auf eine mehr als 25-jährige Berufserfahrung zurückblicken kann. Langweilig wird ihm bei seiner ganzjährigen Arbeit nach eigenen Aussagen nie, besonders in schneereichen Wintern ist er mehr als ausgelastet.
Rund drei Viertel der Fläche Osttirols sind bewaldet, 78 Prozent davon bestehen aus Schutzwald, der Dörfer, Häuser und vor allem die Menschen vor Lawinen, Steinschlag und Hochwasser schützt. Zur Erhaltung dieser Wälder tragen Waldaufseher wie Franz Mietschnig bei. Er ist seit rund 25 Jahren in diesem Bereich in der Gemeinde Dölsach tätig. Die Nähe zur Natur und zum waldnutzenden Menschen, eine gute Ortskenntnis, gepaart mit fundierter Aus- und Weiterbildung, nennt Mietschnig als Grundlagen seines Berufes. „In erster Linie sind wir Waldaufseher beratend tätig, sei es in Hinsicht auf standortgerechte Baumartwahl oder den richtigen Zeitpunkt für Aufforstung und Holzernte“, erklärt der 52-Jährige, der den Ausgleich zu seiner Arbeit im Sport findet. Eigentlich ist Franz Mietschnig gelernter Mechaniker. 1988 bewarb er sich für die Stelle des Waldaufsehers in Dölsach. Nach positiver Zusage durch den Gemeinderat absolvierte er die Ausbildung an der Forstfachschule in Rotholz/Nordtirol. Als Ergänzung schloss er die forstwirtschaftliche Meisterprüfung ab, die ihm den Titel „Forstwirtschaftsmeister“ sichert. „Viele halten den Beruf eines Waldaufsehers für eine eher gemütliche Tätigkeit. Unser Aufgabengebiet setzt aber ein großes Wissen und viel Erfahrung voraus. Letztendlich trägt schließlich eine nachhaltige Bewirtschaftung der Forstflächen nicht nur zu unserer eigenen Sicherheit bei, sondern gewährleistet auch die Erhaltung des Waldes als wichtiges Ökosystem.“ Mit seinen Bemühungen rund um den Wald ist Franz Mietschnig in Osttirol nicht allein. In den 33 Gemeinden des Bezirkes Lienz sind insgesamt 30 Fachkräfte in diesem Bereich beschäftigt. Unterstützt werden sie durch die Bezirksforstinspektion Osttirol. „Zusammen betreuen wir rund 4 000 Waldbesitzer und versuchen, ihnen in allen Fragen und Phasen der Waldpflege zur Seite zu stehen, vom Keimbett bis hin zum Holzverkauf.“
Historisch betrachtet steht der Beruf des modernen Waldaufsehers vor allem mit Maßnahmen zum Schutz des Waldes, aber auch mit der Erhaltung der Jagd in Verbindung. Die Nutzung des Waldes erfolgte ursprünglich – ebenso wie jene von Weiden, Flüssen oder Wegen – vor allem durch die Gemeinschaft. Die Gesamtheit aller Dorfbewohner bildete die sogenannte „Nachbarschaft“ oder „Markgenossenschaft“. Das für die gemeinsame Nutzung zur Verfügung stehende Land bezeichnete man u.a. als „Gemein“ oder „Allmende“. Um die Einhaltung der festgelegten Waldordnungen zu überwachen, wurden sogenannte „Rieger“ eingesetzt. Später, als die Forsthoheit auf die Landesfürsten überging, wurden diese beibehalten. Aus dem Jahr 1823 datiert eine Instruktion für Waldaufseher, der in Tirol weitere Richtlinien, beschlossen durch den Landtag, folgten. Inzwischen ist das Aufgabengebiet eines Waldaufsehers, basierend auf einer stark erweiterten Ausbildung, sehr angewachsen. Vom Können und Einsatz dieser Fachmänner sowie deren Tüchtigkeit hängen zu einem großen Teil die Zukunft und Erhaltung des Waldes, die Sicherung seiner Wirkungen und damit zu einem nicht unwesentlichen Teil die Sicherheit vieler Menschen ab. Der Waldaufseher fungiert als beeidetes Organ zur Erstellung von Holzabmaß und Sortierung, was je nach Qualität maßgeblich für den Verkaufspreis des Holzes ist. Er ist auch Forstaufsichtsor-an der Verwaltungsbehörde. Dienstrechtlich untersteht er dem Bürgermeister seines Waldbetreuungsgebietes, fachlich der Bezirksforstinspektion. Franz Mietschnig: „Häufig geht es in der tagtäglichen Arbeit um ganz grundlegende Themen wie die Grenzaufsicht. Viele Grundbesitzer wissen oft nicht genau, wo sich die exakten Grenzverläufe ihrer Wälder befinden.“
Langweilig ist sein Tag als Waldaufseher nie, wie er betont. Zu den Konstanten seines Berufes inmitten der grünen Natur zählen auch Aufgaben wie dieÜberwachung der Wildverträglichkeit, die Begehung von Wildbächen oder die Kontrolle der Aufzucht von Jungpflanzen. Lediglich in der kalten Jahreszeit verbleibt mehr Zeit für die Büroarbeit, es sei denn, es handelt sich um ein außergewöhnliches Schneejahr wie 2013/2014. „In schneereichen Wintern unterstütze ich auch den Gemeindebauhof bei den Winterdienstarbeiten oder werde bei Lawinenkommissionen eingeteilt. Sehr beschäftigt mich auch die Schadholzaufbereitung. Aufgrund des Schneedrucks mussten wir allein im vergangenen Winter rund 60 000 Bäume fällen.“
Sein Wissen rund um den Wald gibt Franz Mietschnig gerne auch an nachkommende Generationen weiter. In Zusammenarbeit mit Schulen aus dem Bezirk bietet er halbtägige „Waldpädagogik“-Exkursionen für Kinder und Jugendliche an. Auch für jene, die sich für einen ähnlichen Berufsweg interessieren, hat er Tipps parat: „Neben der Liebe zur Natur und der Fähigkeit, eigenverantwortlich arbeiten zu können, ist eine hohe körperliche Fitness Voraussetzung dafür, dass man diesen Job ausüben kann. Bei der Wildbachbegehung kann es beispielsweise vorkommen, dass man an einem Tag bis zu 1 000 Höhenmeter in zum Teil schwierigem Gelände zurücklegen muss.“ Dass sich eine Top-Kondition nicht nur im Arbeitsumfeld, sondern auch für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden bezahlt macht, weiß Franz Mietschnig sehr gut. Der Osttiroler ist Athlet des Lauftreffs Dölsach und des Laufteams der Sportunion Raiffeisen Lienz und hat sich schon viele Spitzenplätze bei anspruchsvollen Laufbewerben in- und außerhalb Osttirols sichern können.
Quelle: Osttirol Journal/ www.osttiroljournal.com (Text: Jasmin Veider, Fotos: Martin Lugger)