Der Schutzwald oberhalb von Bruck am Ziller (Tirol) soll den Siedlungsraum und zahlreiche Häuser vor Erdrutsch und Steinschlägen schützen. Um diesen Schutzschild funktionstüchtig zu erhalten, wurde 1987/88 auf einer Fläche von rd. 165 Hektar ein Verbesserungsprojekt mit kalkulierten Kosten von knapp EUR 450.000,- in Angriff genommen. Wasserableitungen und andere technische Maßnahmen sollten den steilen Berghang beruhigen und die rechtzeitige Verjüngung des Schutzwaldes erleichtern.
„2001 musste die Wildbachverbauung das Projekt einstellen, weil die Wildschäden überhand genommen hatten. In dieser Krisensituation haben Waldbesitzer, Jagdpächter, Gemeinde, Wildbachverbauung und die Bezirksforstinspektion Schwaz doch noch eine geeignete Lösung gefunden, wie das Projekt weitergeführt werden konnte", erklärt Naturschutzlandesrätin Anna Hosp die schwierige Ausgangslage für dieses erfolgreiche Projekt: „Der Bruckerwald steht auf einem sehr steilen zu Erdrutschungen neigenden Berghang oberhalb von Bruck. Über diesem Wald liegen landwirtschaftlich genutzte Flächen, aus denen Wasser in den Schutzwald einsickert und dort die Erdrutschgefahr erhöht." Die Fichten allein können dieses Wasser nicht abpumpen. Dafür sind Tannen und Laubbäume wesentlich besser geeignet, weil ihre Wurzeln tiefer in den Boden eindringen.
Achtung Steinschlag
Gemeinsam schützen die Bäume und der Schutzdamm „Gelbe Wand" die Siedlungen vor Steinschlag. „Das kann der Schutzwald aber nur dann leisten, wenn zahlreiche geeignete Bäume unterschiedlichen Alters in mehreren Schichten eine Art Brems- und Fangsystem bilden," betont Forstdirektor Hubert Kammerlander. Der teilweise sehr alte Bruckerwald braucht daher eine kundige Hand, wenn diese gewünschte Mischung aus verschiedenen Baumarten und Baumhöhen für einen wirksamen und andauernden Schutz erreicht werden soll.
Grüner Schutzschild aus gesunden Bäumen
„Um diesen grünen Schutzschild auf Dauer funktionstüchtig zu erhalten, hat die Wildbachverbauung in Zusammenarbeit mit der Landesforstdirektion 1987/88 auf einer Fläche von rd. 165 Hektar ein Verbesserungsprojekt in Angriff genommen, kalkulierte Kosten knapp EUR 450.000,-." weiß DI Siegfried Sauermoser, Sektionsleiter der Wildbachverbauung. „Wasserableitungen und andere technische Maßnahmen sollten den steilen Berghang beruhigen und die rechtzeitige Verjüngung des teilweise alten Schutzwaldes erleichtern. Technik allein genügt hier nicht." Der größte Teil des Projektsgebietes setzt sich aus kleinflächigem bäuerlichem Privatwald zusammen.
Wildschäden als Gefahrenquelle
Von den alten Bäumen sind bis zu 75% Tannen, die mit ihren tiefreichenden Wurzeln viel Wasser abpumpen und den Boden am besten festhalten können. Bei den jüngeren Bäumen zeigte sich bereits zu Projektbeginn ein ganz anderes Bild: Durch den Wildverbiss waren nur mehr ganz wenige junge Tannen unbeschädigt, denn sie gelten als Leckerbissen für Rehe und Gämsen und werden bevorzugt verbissen. 2001 musste die Wildbachverbauung das Projekt einstellen, weil die Wildschäden überhand genommen hatten. Unter diesen Bedingungen einen funktionstüchtigen bunt gemischten Schutzwald zu erreichen, schien aussichtslos.
Lösung durch Kooperation
In dieser Krisensituation haben Waldbesitzer, Jagdpächter, die Wildbachverbauung und die Bezirksforstinspektion Schwaz doch noch eine geeignete Lösung gefunden, wie das Projekt weitergeführt werden konnte. „Gemeinsame Begehungen und verschiedene Informationsveranstaltungen haben dazu beigetragen, dass alle Beteiligten ihre Mitverantwortung für diesen lebenswichtigen Schutzwald erkannt haben." ist Kammerlander überzeugt. In diesem speziellen Fall ließ die Wildbachverbauung sogar ein wildökologisches Gutachten erstellen. Einvernehmlich wurden, neben anderen zielführenden Maßnahmen, die Abschüsse beim Rehwild nahezu verdoppelt. „Der Jagdpächter hat diese notwendigen Maßnahmen akzeptiert und großteils erfüllt. 2002/2003 betrug der Wildschaden nur mehr EUR 55,-" freut sich Landesjägermeister Paul Steixner über den Erfolg. Im Jahr 2000 lagen die Kosten für Wildschäden noch bei über EUR 2.700,--. Auch das Zusammenspiel mit der Nachbarjagd Reith wurde beachtet, auch dort wurde der Abschuss für mehrere Jahre wesentlich erhöht.
Landesrätin Anna Hosp, selbst Jägerin, engagiert sich für den Interessensausgleich der verschiedenen Waldnutzer: „Dieses Beispiel zeigt, wie sich durch gelungene Kooperation zwischen Waldbesitzer, Forstdienst und Jagd trotz verschiedener Interessen Lösungen finden lassen. Wald und Wild schließen einander nicht aus, sondern gehören zusammen. Der frühzeitige Informationsaustausch weckt gegenseitiges Verständnis. Dieses Beispiel kann man als Vorbild für andere Regionen bezeichnen." Josef Heim, Obmann des Tiroler Waldverbandes: „Jeder Waldbesitzer hat hohes Interesse daran, dass sein Wald gut wachsen und sich rechtzeitig verjüngen kann. Der Arbeitseinsatz im Schutzwald kostet oft mehr, als der Holzverkauf einbringt, daher beteiligt sich die öffentliche Hand im eigenen Interesse zur Gefahrenvorbeugung finanziell. In Schutzwaldprojekten müssen Wildstände und Weidehaltung verträglich sein, sonst muss das Projekt eingestellt werden. Verantwortungsbewusste Waldbesitzer haben hohes Interesse daran, dass diese Rahmenbedingungen eingehalten werden." Bürgermeister Max Wasserer: „Die Gemeinde Bruck unterstützt das Projekt im eigenen Interesse und hat einen Teil der den Waldbesitzern entstandenen Projektkosten übernommen."